Der Stromkonzern E.ON hat eine Studie herausgebracht, der zufolge der neue Datenübertragungsstandard 5G den Stromverbrauch in den Rechenzentren enorm erhöhen wird. Um der Klimadiskussion gerecht zu werden, plädiert das Unternehmen für eine nachhaltige Energieproduktion, bei der auch die Abwärme mehr in den Fokus gestellt werden sollte.
Bereits 2017 verbrauchten die circa 53.000 deutschen Rechenzentren 13,2 Milliarden Kilowattstunden elektrische Energie. Frankfurt am Main hält dabei einen Rekord, weil dort der Hauptsitz des Internetknotenpunktes „Deutsches Commercial Internet Exchange“ (DE-CIX) angesiedelt ist. Diese Rechenzentren haben inzwischen einen größeren Energiehunger als das gesamte Frankfurter Flughafendrehkreuz.
An den Kommunikationsstandard 5G werden hohe Erwartungen geknüpft. Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 20 Gigabit pro Sekunde, also 100 Mal schneller als 4G, werden bald die neue Selbstverständlichkeit sein. Solche Leistungen gibt es nicht zum Nulltarif. Die RWTH Aachen hat sich in der durch E.ON beauftragten Studie näher mit dem Thema beschäftigt und berechnete, dass bis zum Jahr 2025 der jährliche Energiebedarf allein für 5G deutlich steigen wird, und zwar bis auf 3,8 Terawattstunden. Diese Energiemenge entspricht gemäß der Abschätzung von E.ON dem Jahresverbrauch von 2,5 Millionen Menschen, die beispielsweise im Raum Köln, Düsseldorf und Dortmund leben.
Es geht dabei nicht unbedingt um die neuen Mobilfunkmasten, sondern vor allem um die vielen kleineren vernetzten Rechenzentren jener Firmenneugründungen, die wegen der neuen technischen Möglichkeiten aufgrund von 5G wie Pilze aus dem Boden schießen werden.
Ist die Nutzung der Abwärme nachhaltig?
Noch immer werden die enormen Wärmemengen, die in den Rechenzentren entstehen, völlig ungenutzt in die Umwelt geblasen. Dabei ist Abwärme wertvolle Energie. In der Summe werden heute in Deutschland circa 13 Milliarden Kilowattstunden in Rechenzentren in ungenutzte Wärme umgewandelt. Immerhin 19 Prozent der Rechenzentren haben erkannt, dass sie viel Geld damit sparen, wenn sie zumindest ihre Gebäude mit dieser Abwärme heizen und ihr Warmwasser damit bereiten.
Es gibt schon viele positive Beispiele
Doch so ganz trivial ist die Nutzung von Abwärme nicht. Zunächst müssten die Rechenzentren mit den Wärmenetzen verbunden werden und dann sind da noch die relativ hohen Kosten für Wärmepumpenstrom, die der Wirtschaftlichkeit entgegenstehen. Aber lassen wir unseren Blick doch mal über den deutschen Horizont schweifen. In Schweden gibt es ja schon 30 Rechenzentren, die es realisiert haben, ihre Abwärme ins dortige Fernwärmenetz einzuspeisen. Bis zum Jahre 2035, so die Planung, soll Abwärme ein Zehntel des Heizbedarfs der Hauptstadt Stockholm decken.
Dieses ermunternde Beispiel vor Augen hat das Dresdner Start-up „Cloud & Heat“ im Frankfurter Eurotheum, dem ehemaligen Sitz der EZB, ein Rechenzentrum gleich über zwei Etagen eingerichtet. Dessen Abwärme wird direkt zum Beheizen der Büroräume und der gesamten Hotellerie im Hause genutzt. Die Einsparung an Heizkosten beträgt dadurch jedes Jahr ungefähr 40.000 Euro.
Was könnte also konkret getan werden?
Es ist klar, dass die Energieversorger eher wenig Interesse an Abwärme von Rechenzentren haben, gehören doch auch die Erzeugung und der Verkauf von Wärme zu ihrem Geschäft. Daher sollten die Energieversorger diesbezüglich mehr in die Pflicht genommen werden.
Die Betreiber von Rechenzentren möchten ihre Abwärme natürlich auf unkomplizierte Weise an den Mann bringen. In dieser Frage könnten sich die Kommunen positiv hervortun. Ihre Neubaugebiete könnten sogleich um diesen Aspekt der Nachhaltigkeit ausgewiesen, also bewusst in der Nähe eines Rechenzentrums geplant werden.
Im Mai 2019 beschlossen die Länder im Rahmen der 92. Umweltministerkonferenz die Entwicklung einer „Green-IT-Initiative“. Dabei soll die Nutzung von Abwärme ein ganz zentrales Handlungsfeld sein. Allerdings greift Green IT noch weiter. Erklärtes Ziel ist dabei nämlich, dass der gesamte öffentliche Sektor in Zukunft viel mehr auf Nachhaltigkeit setzen soll. Dies betrifft zum Beispiel Neuanschaffungen von Hard- und Software, bei denen Videokonferenzen einen viel höheren Stellenwert kriegen sollen als bisher, um einen großen Teil der Dienstreisen damit überflüssig zu machen.