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Erinnern Sie sich noch an Desertec

Weil die Sonne in der Sahara ständig so heiß brütet, ist die Idee schon so alt wie die ersten Solarzellen. Doch vor zehn Jahren gab es eine konkrete deutsche Wirtschaftsinitiative, die den Traum wahr werden lassen sollte.

Es begann im Jahre 2008 im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR). Ausgestellt auf einem Poster waren drei rote Quadrate unterschiedlicher Größen, die in der bräunlich kolorierten Sahara geradezu untergingen. Sie symbolisierten die erforderlichen Flächen, um Deutschland, Europa und die Welt mit Solarstrom aus der Wüste zu versorgen. Der damalige Chef des Siemens-Konzerns Peter Löscher nannte es das „Apollo-Projekt des 21. Jahrhunderts“.

Daraufhin wurde 2009 die „Desertec Industrial Initiative“ (DII) gegründet, um leider schon fünf Jahre später wieder auseinander zu bröseln. Große Namen wie Siemens, E.ON und die Deutsche Bank hatten sich einst hoffnungsfroh an der Initiative beteiligt. Ihr Geschäftsführer Paul van Son hält Desertec noch heute für eine großartige Idee. Der Streit entflammte damals an riesigen Stromnetzen im Mittelmeer und die starke französische Atomlobby schürte gewiss das Feuer. Als Affront wurde bewertet, dass die Minister Peter Altmaier, Philipp Rösler und Guido Westerwelle 2012 eine Konferenz der DII kurzfristig absagten.

Franz Trieb ist Wissenschaftler beim DLR, das die Grundlagen der Desertec-Vision maßgeblich geschmiedet hatte. Er versteht heute, dass das Hauptproblem darin bestand, dass die enormen Energiemengen, die da plötzlich möglich wurden, in Europa überhaupt nicht nachgefragt wurden.

Mit Bescheidenheit geht es weiter

Von den einstigen Gründungsmultis wurstelt heute nur noch die RWE-Tochter Innogy beharrlich weiter an der Sache herum. Längst fand die Wirtschaftsinitiative in China und Saudi-Arabien neue Partner. DII-Geschäftsführer van Son vermerkt dazu, dass die Erneuerbaren Energien damals einfach noch nicht marktfähig waren, aber das Projekt habe in der Region immerhin eine „Bewegung“ in Gang gesetzt.

Arabische Staaten liefern sich gegenwärtig geradezu ein Wettrennen bei grüner Energie. König Mohammed VI. von Marokko verordnete seinem Land die Energiewende per Dekret. Im Süden des Landes entsteht in Ouarzazate einer der größten Solarparks weltweit, übrigens mit 800 Millionen Euro gefördert durch die deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Dieser Solarkomplex wird elektrische Energie für mehr als 1,3 Millionen Menschen liefern, vorrangig in Marokko.

Bald erzeugt jeder selbst seinen StromIn der ägyptischen Wüste wird gerade ein riesiges Solarkraftwerk gebaut, dessen Leistung auf 1,6 Gigawatt geschätzt wird. Abu Dhabi steht dem kaum nach und errichtet eine fast vergleichbare Anlage mit 1,2 Gigawatt. Und Saudi-Arabien ist fest entschlossen, in den kommenden Jahren solare Giganten mit einer Leistung, die an zehn Gigawatt heranreicht, zu installieren. Nicht zu vergessen die Windfarmen in Marokko, Tunesien und Algerien. Doch das alles zusammen ist noch weit entfernt von jenem Exportvolumen, das einst mit Desertec verbunden war: eine Million Gigawattstunden.

Aber die Idee lebt nun fast ohne deutsche Beteiligung unter dem Dach der „DII Desert Energy“, in dem etliche chinesische Konstruktionspfeiler verbaut sind, weiter. Dabei zog man sich konzeptionell gezielt auf die lokalen Märkte der arabischen Halbinsel und Nordafrikas zurück.

Totgeglaubte leben länger

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Desertec vielversprechend begann, aber leider eine enttäuschende Entwicklung hingelegt hat. Das Konzept sah einst vor, die besten Solarstandorte mit modernster Technologie zu kombinieren, um überschüssigen Strom aus den heißen Wüstenregionen nach Europa zu exportieren. Riesige Konzerne wollten dazu an einem Strang ziehen. Die Stimmung kippte vor allem deshalb, weil es einigen Playern offenbar darum ging, Milliardensubventionen abzugreifen. Im Ergebnis ließ die Politik das Ansinnen fallen und enttäuschte jene Avantgardisten, die die Welt im Sinne des Umweltschutzes ehrlich voranbringen wollten, aufs Empfindlichste.

Dennoch können wir heute mit Freude feststellen, dass Desertec in den nordafrikanischen Ländern einen neuen Geist heraufbeschworen und die Menschen gerade dort, wo Erdölbohrungen über viele Jahrzehnte den Tagesablauf bestimmten, für erneuerbare Energien geöffnet hat. Der Desertec-Initiator Gerhard Knies starb übrigens 2017 im Alter von 80 Jahren. Vielleicht ist es nun die „Generation Greta“, die sein Vermächtnis hoffentlich mit neuem Leben erfüllen wird.

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