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Bald kann jeder seinen Strom verkaufen

Es gibt zunehmend technische und zugleich vielfältige Möglichkeiten, selbst elektrische Energie zu generieren. Das kann schnell mehr werden, als man selbst verbrauchen kann. Wohin dann damit? Ja, der überschüssige Strom lässt sich im Prinzip verkaufen. Aber wie bringt man die zunehmende Zahl kleiner Stromproduzenten und ihre Abnehmer zusammen? Genau mit dieser Frage beschäftigen sich nicht wenige Start-ups, die für diese geschäftlichen Verbindungen unter Ausgrenzung der großen Versorger spezielle Plattformen bereitstellen. Ein hehres Ziel, das dabei so ganz nebenbei verfolgt wird, ist die Dezentralisierung von der Macht der großen Stromkonzerne.

Dieser Mann ist ein Visionär

Heiko von Tschischwitz ist der Geschäftsführer des großen Ökostromanbieters „Lichtblick“. Nach seiner Meinung wird sich die Energiewende zu einer Art „Strom-bnb“ weiterentwickeln. Damit meint er eine Plattform für den Handel kleinerer Kontingente elektrischer Energie, die von Verbrauchern für Verbraucher angeboten werden. Dass die großen Energiekonzerne irgendwann obsolet werden, stört den Mann von Lichtblick wenig.

Photovoltaikanlage auf dem HausdachDamit verkörpert Tschischwitz eine andere Energiewelt, die geradezu einen diametralen Gegenentwurf zum bisherigen Konzept der zentralisierten Energiekonzerne darstellt. In der Zukunft sollen nach seinem Credo alle Verbraucher Energie produzieren und diese zum Beispiel in ihren Elektrofahrzeugen zwischenspeichern.

Bereits 2015 setzte Lichtblick in Hamburg die Idee in einem Pilotprojekt um, bei knapper werdender Energieversorgung Strom aus Elektrofahrzeugen, die auf ihrem Parkplatz an der Ladestation standen, ins Netz einzuspeisen. Mit der eigens dafür entwickelten Software „Schwarmdirigent“ wurde das Unterfangen verwaltet. Der folgerichtige nächste Schritt soll nun ein „Airbnb“ für Strom werden.

Das Energiewirtschaftsgesetz schreibt vor, dass ausschließlich offizielle Versorger, die über eine entsprechende Genehmigung verfügen, Energie ausliefern dürfen. Lichtblick ist ein solcher Versorger, der alle Auflagen erfüllt. Das neue Geschäftsmodell sieht vor, dass beispielsweise jeder Besitzer einer Fotovoltaikanlage einfach per App regeln kann, wie mit seinem Strom weiter verfahren werden soll. Gegen eine kleine Gebühr übernimmt dann Lichtblick alle weiteren erforderlichen Maßnahmen.

Wer rettet die Energiewende?

Um die Energiewende so richtig anzukurbeln, hat der Staat die Einspeisevergütung erfunden. Auf dieser Grundlage konnte jeder die überschüssige Energie seiner Ökostromanlage ins Netz einspeisen und bekam von dem jeweiligen Betreiber des Stromnetzes ein garantiertes Entgelt dafür. Da die Einspeisevergütung nun ausläuft, springt Enyway gerade rechtzeitig mit seinem interessanten Angebot auf diesen abfahrenden Zug auf.

Romantische Mühle am Bach

Ungefähr in der Mitte zwischen Hamburg und Bremen liegt das kleine verschlafene Dorf Scheeßel. Wie in Wacken wird es aber auch hier einmal im Jahr so richtig laut, wenn das Hurricane Rockfestival seine Tore wieder öffnet. Dennoch plätschert hier ruhig und leise die kleine Wümme entlang ihres schmalen Weges, kraftvoll genug, um eine alte Mühle anzutreiben. Doch ihr Besitzer Jan Müller-Scheeßel hat mitnichten vor, damit Mehl herzustellen. Im Keller des betagten Bauwerks befinden sich zwei alte Generatoren, die jedes Jahr im Durchschnitt 100.000 Kilowattstunden elektrische Energie erzeugen. Diese reicht aus, um 25 Familien permanent mit Strom zu versorgen.

Seit Anfang Juni 2018 kann Müller-Scheeßel seinen Strom über das Internetportal „Airbnb für Strom“ der Firma Enyway, ein Spin-off des Hamburger Ökostromanbieters Lichtblick, verkaufen. Das geniale Geschäftsmodell dahinter sieht vor, die lokalen kleinen Stromproduzenten mit den in ihrer Nähe ansässigen Verbrauchern direkt zu verbinden, was den Ausbau aufwendiger Stromtrassen langfristig überflüssig machen kann.

Der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) bestätigt, dass bis zum Jahre 2025 die Betreiber von Wind-, Solar- und Biogasanlagen, die insgesamt auf eine Leistung von fast 18 Gigawatt kommen, keine feste Vergütung mehr für ihren Strom erhalten. Es handelt sich um mehrere Hunderttausend Ökostromproduzenten wie Müller-Scheeßel, die ihre Elektrizität nun anderweitig verkaufen müssen.

Eine der größten Herausforderungen besteht im Moment eher darin, das Vertrauen der Verbraucher zu gewinnen. Da die meisten Stromkunden kaum eine Ahnung davon haben, wie Energieversorgung technisch funktioniert, sind diffuse Ängste vor einem eventuellen Zusammenbruch ihrer Versorgung im Falle einer Dezentralisierung leider an der Tagesordnung. Weiterführende Aufklärung tut also not.

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