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Die Russen bauen das erste schwimmende Atomkraftwerk

Was die Deutschen nicht mit spitzen Fingern anfassen würden, ist in Russland ein Prestigeprojekt. Es geht um Atomenergie unter der Bedingung, dass diese auf hoher See produziert werden kann. Das Schiff, das für diese ganz besondere Aufgabe auserkoren wurde, heißt „Akademik Lomonossow“. Aber es gibt auch andere, die auf diese Technologie setzen.

„Mini Nukes“ erobern die Weltmeere

Deutschland ist unter der Regierung Merkel fest entschlossen, die Reaktorkatastrophe von Fukushima als klare Warnung zu begreifen und bis Ende 2022 seinen letzten Atommeiler abzuschalten. Noch sind hierzulande gerade mal sieben Atomkraftwerke in Betrieb. Jene, die zuletzt abgeschaltet werden, sind Isar II, Emsland und Neckarwestheim II südlich von Heilbronn.

Russland hat diesbezüglich einen ganz anderen Standpunkt, denn in diesem riesigen Land sind zurzeit über 30 Atomkraftwerke in Betrieb. Rosatom, die Föderale Agentur für die Atomenergie Russlands, baut und plant zudem mit seinen rund 250.000 Mitarbeitern weitere Kraftwerke, nicht nur in Russland, sondern auch in der Türkei, in Indien und in Bangladesch.

Doch Russland will noch mehr. Hochseetüchtige Atomkraftwerke könnten auf der ganzen Welt als Außenposten des einflussreichen, mächtigen Landes fungieren. Die „Akademik Lomonossow“ ist in dieser Sache lediglich ein Pilotprojekt mit Außenwirkung, das Käufer anlocken soll und wird.

Aber warum sollte ein Atomkraftwerk eigentlich schwimmen können?

Dort, wo in absehbarer Zeit hoher Energiebedarf erwartet wird, kann ein Reaktorschiff direkt liefern. Unüberschaubar große Investitionen für aufwendige Stromtrassen werden dadurch obsolet. Kraftwerke, die auf einem Schiff untergebracht werden können, gehören mitnichten zu den ganz großen. Daher auch die Bezeichnung „Mini Nukes“, was so ein bisschen danach klingt, als könnten sie keiner Fliege etwas zuleide tun. Psychologisch mag sich eine Idee dahinter verbergen, die Kernkraft doch wieder salonfähig machen zu können, was ja sogar angesichts des Klimawandels nicht nur Nachteile hätte.

Rosatom geht auf große Fahrt

AtommüllDie russische Atomenergiebehörde Rosatom argumentiert, dass dringend eine Lösung für die Energieversorgung der arktischen Außenposten gebraucht wird. Daher gab sie Ende April 2018 grünes Licht für das ehemalige Transportschiff „Akademik Lomonossow“, mit jenem rostbraunen Koloss aus der Werft in St. Petersburg auszulaufen. Die vielen Umweltschützer, die das Spektakel begleiten durften, waren alles andere als amüsiert. Der Weg führte zunächst durch deutsche Küstengewässer in Richtung Skagerrak, um danach im Nordmeer die schöne norwegische Fjordküste zu passieren. Nach der Umrundung des Nordkaps verschwand sie im eisfreien russischen Marinehafen von Murmansk.
Gerade mal vier Wochen nach ihrem Auslaufen lag dann das erste schwimmende Atomkraftwerk, das in etwa 200.000 Menschen mit Strom versorgen kann, vor der russischen Hafenstadt vor Anker. Dort wurde das 145 Meter lange und 30 Meter breite Schiff, auf dem gleich zwei Reaktoren untergebracht sind, mit nuklearem Brennstoff bestückt. Ab August 2019, so der Plan, soll die Akademik Lomonossow von Schleppern ungefähr 4.000 Kilometer weit bis in die nordöstlichen Randgebiete Russlands gezogen werden. Noch in 2019 soll das Schiff vor der Küste von Tschukotka Strom produzieren und die dortigen Gas- und Ölbohrinseln sowie die Hafenstadt Pewek mit ausreichend Energie versorgen.

Und wieder laufen die Supermächte um die Wette

Was Russen machen, versuchen Amerikaner schon lange vergeblich. Doch nun plant das US-Unternehmen NuScale Folgendes: Ab 2020 sollen zwölf wassergekühlte SMR (Small Modular Reactors) mit jeweils 50 Megawatt Leistung zu dem Kraftwerk „Intermountain West“ in Idaho verschmolzen werden. Das US-Energieministerium ist diesbezüglich hoch motiviert und fördert jeden Ansatz um das Thema SMR. Dies hat inzwischen mehr als 50 Start-ups im Silicon Valley auf den Plan gerufen, die davon überzeugt sind, dass sie alte Nukleartechnik mit neuer Innovation übergießen und ungefährlich machen können.
Kritische Stimmen bleiben da nicht aus. Sie erkennen eine brisante Entwicklung, denn die Mini-Meiler werden unweigerlich immer näher an dicht besiedeltes Gebiet heranrücken. Zwar verfügen die Russen über einen reichen Erfahrungsschatz mit Blick auf den Bau nuklearbetriebener Eisbrecher, die seit so vielen Jahrzehnten zuverlässig die Fahrrinnen des Nordmeeres eisfrei halten, aber Atomkraftwerke erreichen zuweilen eine unbeherrschbare Dimension, wie es einst schon Tschernobyl lehrte. Im Übrigen wissen wir alle, dass es nicht sinnvoll ist, eine solche Technologie jedem Land oder auch jeder Organisation zugänglich zu machen.

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