In Kooperation mit Logo Check24 Stromanbieter Vergleich
Stromkosten saftig reduzieren.
Mit einem Klick zum günstigsten Anbieter.
Jetzt kostenlos den
Strompreis vergleichen
Postleitzahl
Stromverbrauch
  • Richtwerte:
  • 2000 Kwh
  • 3500 Kwh
  • 4250 Kwh

Ein böser Geist geht um gegen Nord Stream 2

Richard Grenell trat im Mai 2018 sein Amt als US-Botschafter in Berlin an. In seinem Marschgepäck befanden sich diese erklärten Ziele:

  1. Keine europäischen Konzerne mehr im Iran
  2. Verhinderung der Pipeline Nord Stream 2

Nummer 1 ist so gut wie vollzogen, Nummer 2 ist noch in Arbeit und zu schaffen, wenngleich sowohl unser Auswärtiges Amt als auch das Wirtschaftsministerium die Versorgungssicherheit Europas durch den Bau der neuen Gasleitung aus Russland vergrößern möchten. Aber in der Koalition rumoren immer mehr Gegenpositionen, weil Donald Trump es so will.

Indes ist das Stahlmonster „Pioneering Spirit“ unbeeindruckt auf dem Wege, Leitungsrohre in der Ostsee zu verlegen. Mit 382 Meter Länge und 123 Meter Breite gehört dieses Verlegeschiff zu den Größten seiner Art. Anfang Dezember 2018 unterquerte der Koloss die Europastraße E20 in Dänemark, in dem er dort im Großen Belt in die Ostsee einfuhr. Im Dezember 2018 wurde damit begonnen, die ersten Rohre vor der finnischen Küste vorsichtig ins Ostseewasser abgleiten zu lassen.

Schon im Jahre 2011 wurde die Pipeline Nord Stream 1 in Betrieb genommen. Doch ihre Kapazität reicht auf Dauer nicht aus, um ganz Europa mit den nötigen Gasmengen zu versorgen. Daher wurden für das Projekt Nord Stream 2 circa 9,5 Milliarden Euro in die Hand genommen, um so den Zustrom russischen Gases verdoppeln zu können. Die neue Pipeline bemisst sich auf ungefähr 1.200 Kilometer Länge, hat ihren Ausgangspunkt weit östlich von St. Petersburg südlich des Ladogasees und durchquert der Länge nach fast die gesamte Ostsee, um schließlich in Greifswald ihre wertvolle Fracht auszuschütten. Im Plan steht, dass das vor allem von Russland und Deutschland initiierte Projekt in 2019 zum Abschluss kommen soll.

Doch der Widerstand dagegen wächst. Kein Geringerer als das Europäische Parlament forderte kürzlich den Abbruch des Pipelinebaues. Einige osteuropäische Staaten, allen voran Polen und die Ukraine wettern aus „verständlichen“ wirtschaftlichen Gründen seit Langem dagegen. Jetzt springt ihnen ein mächtiger Verbündeter zur Seite, die USA könnten das Blatt noch wenden.

Unter dem Deckmäntelchen der europäischen Energieunabhängigkeit

Ausgerechnet die USA, die so gern viel mehr Flüssiggas nach Europa exportieren möchten, sorgen sich um die Energie-Unabhängigkeit Europas. Die Situation gleicht dem Auftrag an den Wolf, die Schafherde zu bewachen. Da wird jede Nachricht so verpackt, dass man der Weltgemeinschaft eine vermeintlich tief sitzende Aggression Russlands gegen alles und jeden vor Augen führen kann. Kleine Vorfälle wie jener im Asowschen Meer werden hinsichtlich der Hintergründe nicht analysiert, sondern sogleich als „russische Kanonenbootpolitik“ als willkommenes Exponat ausgeschmückt.

Die deutsche Regierung war bisher immer noch so fair, die Energiebeziehungen zu Russland als wichtiges, stabilisierendes Element im Verhältnis beider Länder zu begreifen, auch mit Hinweis darauf, dass es bislang noch nie zu einer Situation gekommen ist, da Russland auf Basis seiner Energie-Dominanz irgendeine Art Druck auf unser Land ausgeübt hätte. Im Übrigen habe Deutschland durchaus ein gehöriges, wirtschaftliches Eigeninteresse am Gelingen von Nord Stream 2.

Mit Rhetorik Macht gewinnen

Nord Stream 2 ist inzwischen eindeutig zu einem geopolitischen Spielball umfunktioniert worden. Grenell drückt es ganz im Sinne der US-Wirtschaftsinteressen so aus: Er sei besorgt, dass Russland auch noch für seine Aktionen im Asowschen Meer und auf der Krim sowie für Cyberattacken und widerrechtliche Inhaftierungen ukrainischer Militärangehöriger mit zusätzlichen Gas-Verträgen belohnt werde. Dieser Mann verquirlt geschickt alle möglichen Zutaten, die so ganz und gar nicht zusammenpassen, zu einer ungenießbaren Ekelsuppe und verkauft diese teuer an geschmacklose deutsche Politiker, die das pervers-obszöne Zeug gierig schlürfen.

Die neue CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer ist ebenfalls gerade dabei, der Sucht des amerikanischen Diktats zu verfallen. Zwar mag sie das Projekt nicht unbedingt gleich ganz abzublasen, aber sie erwägt, der neuen Pipeline ein Druckventil deutscher Zensur zu verpassen. Einigen Sozialdemokraten geht zuweilen das Licht auf, dass sie eigentlich als Erben der erfolgreichen deutschen Ostpolitik gehandelt werden könnten, was aber kein Grund ist, Nord Stream 2 als eine Art Fortsetzung dessen zu bewerten.

Osteuropa als treibender Keil

Gas SpeicherIm Baltikum, in Polen und in der Ukraine werden hinsichtlich der russisch-deutschen Energiepartnerschaft ganz klar „Einkreisungsängste“ geschürt. Der ukrainische Staatshaushalt ist geradezu von den Transitgebühren für die Durchleitung russischen Gases nach Europa abhängig. Nord Stream 2 verläuft ganz wo anders und könnte die Pipeline durch die Ukraine eines Tages obsolet machen. Dass solche Überlegungen zuweilen in russischen Köpfen kreisen, wäre so verständlich wie realistisch.

In 2017 wurde durch den US-Kongress das „Gesetz zur Eindämmung der Gegner Amerikas“ verabschiedet. Damit drohen allen Unternehmen, die direkt oder indirekt am Bau russischer Pipelines beteiligt sind, hohe Strafen. Tatsächlich wurde in Berlin erkannt, dass „europäische Energiepolitik inzwischen in Washington definiert wird“, so deutlich jedenfalls äußerte sich der Außenstaatssekretär Andreas Michaelis. Die Entscheidung für oder gegen Nord Stream 2 ist allein eine Frage deutscher Souveränität.

Die Nord Stream 2 Projektgesellschaft gibt sich noch relativ gelassen. Sie schafft indes die Fakten auf dem Grund der Ostsee. Schon ungefähr 300 Kilometer Leitung sind verlegt worden. Damit sei man voll im Plan. Verantwortlich für den Bau von Nord Stream 2 ist ein Konsortium aus den europäischen Energieunternehmen

  • Uniper
  • Wintershall
  • OMV
  • Engie
  • Shell
  • Gazprom

Schreibe einen Kommentar