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Ist Gas aus Russland ein Frevel?

Im Mai 2018 erteilte das Bergamt Stralsund die Genehmigung zum Bau der Erdgaspipeline von Nord Stream 2, einem Tochterunternehmen von Gazprom. Sogleich sind seit Mitte Mai 2018 fünf Baggerschiffe vor Lubmin im Einsatz. Ab 2020, so der Plan, soll russisches Erdgas am Grunde der Ostsee nach Westeuropa strömen. Wie auch bei der ersten Gasleitung wird das Gas Lubmin bei Greifswald deutsches Hoheitsgebiet „betreten“.

Der Leitungsbau ist von massiven Protesten begleitet

Die circa 1.200 Kilometer lange Ostsee-Pipeline verläuft durch russische, finnische, schwedische, dänische und deutsche Seegebiete, aber bislang haben erst Finnland und Deutschland die erforderlichen Genehmigungen für diese Pipel

ine erteilt. Dennoch darf heute davon ausgegangen werden, dass auch alle anderen nationalen Genehmigungsverfahren planmäßig verlaufen und in den kommenden Monaten erteilt werden. Die Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) von Mecklenburg-Vorpommern weiß, dass Deutschland das russische Gas dringend braucht und der Pipeline-Bau sowie der Betrieb der Leitung wichtige Arbeitsplätze in „MeckPom“ schaffen.

Kritiker der Erdgasleitung

Gas SpeicherZwei Tage nach Beginn der Bauarbeiten im Greifswalder Bodden bekräftigte Sandra Oudkirk, die Energiebeauftragte des US-Außenministeriums, erneut die klar ablehnende Haltung der USA zu diesem Projekt. Sogar wirtschaftliche Sanktionen, die die gegenwärtige US-Administration in letzter Zeit vermehrt zum Durchsetzen ihrer Interessen einsetzt, wurden bereits gegen den russischen Gazprom-Konzern und die Nord-Stream-2-AG in nähere Erwägung gezogen. Als Alternative zum russischen Gas bieten die USA allen europäischen Staaten den Kauf von LNG-Flüssiggas an.

Es mehren sich allerdings jene Stimmen, die Zweifel an der Zuverlässigkeit amerikanischer Vertragstreue hegen, was gewiss etwas mit der aktuellen Aufkündigung des Iran-Abkommens zu tun haben mag. Die bislang immer zuverlässige Belieferung durch Russland gegen eine Abhängigkeit von einer Nation einzutauschen, die sich klar zu dem Slogan „America first“ bekennt, bereitet vielen Menschen Bauchschmerzen, Tendenz zunehmend. Fakt ist, dass der Bau von Nord Stream 2 unser Land zu einer Art europäischen Energie-Angelpunkt aufwerten wird, was sich gewiss auf die politischen Einflussmöglichkeiten Deutschlands positiv auswirken wird.

Zu den Kritikern der Gaspipeline gehört auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und dies, obwohl die Niederlande als einer der größten Gasproduzenten in Westeuropa gerade Ende März seine Absicht verkündet hat, seine Erdgas-Produktion massiv zu drosseln. Bis 2030 soll eines der größten Produktionsfelder bei Groningen aufgegeben werden, denn das Land steht wegen der zunehmenden Erdbebentätigkeit im Umfeld seiner Gasfelder unter hohem politischem Druck.

Der Beginn des Baus der Erdgasleitung auf deutscher Seite sollte sogar per richterlichem Eilantrag durch den Umweltverband NABU verhindert werden mit dem Argument der drohenden Beeinträchtigung von Schutzgebieten im Greifswalder Bodden.

Die Kapazität der Leitung sollte nicht unterschätzt werden

Mit 55 Milliarden Kubikmetern pro Jahr jährlicher Kapazität gehört die bereits bestehende Leitung zu den leistungsfähigsten Gaspipelines weltweit. Sie deckt alleine fast 70 Prozent des deutschen Bedarfs an Erdgas. Mit der doppelten Kapazität durch die Nord Stream 2 wird Deutschland zu einem Drehkreuz der Energieverteilung für Europa. Die großen Energiekonzerne Wintershall und Uniper befürworten das Projekt uneingeschränkt und fiebern ihrer wirtschaftlichen Beteiligung geradezu entgegen.

Aber wie sieht Realität aus?

Die einen stellen bei Nord Stream 2 die wirtschaftliche Bedeutung in den Vordergrund, die anderen pochen auf ihre politischen Argumente, beide fast diametralen Positionen lassen sich vermeintlich kaum verbinden. Fakt ist aber, das mag man mögen oder nicht, dieser schier unendliche Naturschatz Gas ist ein gewichtiger wirtschaftlicher und zugleich geopolitischer Trumpf Russlands. Die europäischen Staaten und allen voran Deutschland werden auch in Zukunft noch lange auf diese Energiequelle angewiesen sein, vielleicht sogar in zunehmendem Maße.

Die Festigung der deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen würde übrigens, entgegen so vieler unbegründeten, emotionsgeladenen Befürchtungen, gerade auch kleineren Ländern in Europa viele Vorteile einbringen. Dabei braucht man nur einmal in Erwägung zu ziehen, wie wichtig heute die politische Stabilität im nördlichen Eurasien ist. Nicht auszudenken, was passieren würde, würde es den USA gelingen, noch diese Region zu destabilisieren. Was viele als gegenseitige Abhängigkeit zwischen Deutschland und Russland so wütend kritisieren und unbedingt beseitigen wollen, kann und sollte viel positiver angenommen werden, denn wer wirtschaftlich zu beiderseitigem Vorteil komplex verzahnt ist, hat auf lange Sicht kein Interesse an einer kriegerischen Auseinandersetzung.

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