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Unsere Gasspeicher werden nicht leer

Zwar ist die Klimaerwärmung in der Wissenschaft ausgemachte Sache, aber zumindest in Deutschland scheint es immer kälter zu werden. Im Februar 2018 war der Schuldige schnell ausgemacht: Eine Verschiebung der instabilen zirkumpolaren Höhenströmung nach Sibirien führte zu jener immensen Fuhre eisiger Luftmassen gen Westen über Deutschland hinweg. Sogleich frohlockt die Gasbranche, dass dieses Wetterphänomen womöglich nicht das letzte Mal so eintrat. Auf jeden Fall ist der Gasverbrauch sprunghaft angestiegen, weil die Heizungen auf Hochtouren liefen. Der russische Gaskonzern Gazprom kam zuweilen kaum noch hinterher, unsere Gasnachfrage zu befriedigen. In der Folge mussten die Gashändler schon auf die Reserven in unseren unterirdischen Gasspeichern zurückgreifen.

Seit Mitte Februar wird dort jeden Tag „gasförmige Energie“ von 2.260 Gigawattstunden (GWh) entnommen. Der Höhepunkt war am 26. Februar 2018 mit 3.250 GWh Entnahme erreicht worden. Dies entspricht einer Energie, mit der 230.000 Haushalte ein ganzes Jahr lang versorgt werden können. Ein normaler, kühler Wintertag erfordert in Deutschland 1.000 bis 1.250 GWh Wärmeenergie. Insgesamt wurden den unterirdischen Speichern schon 2,5 Milliarden Kubikmeter Gas entnommen. Der Füllstand sank damit von 40 auf knappe 30 Prozent.

Gas SpeicherDer Energiekonzern Uniper ist Marktführer im deutschen Gasgroßhandel. Dort wurde die Hoffnung geäußert, dass der Winter ja nun vorbei sei und damit sogleich Entwarnung gegeben. Aber in diesem denkwürdigen Jahr 2018 will der Winter partout nicht weichen und nervt uns ab Mitte März mit einer weiteren Kältewelle. Gleichzeitig sind die Gasreserven in den etwa 50 deutschen Gasspeichern auf circa 55 Terawattstunden zusammengeschmolzen, das ist der niedrigste Stand seit fünf Jahren. Die europäische Gasorganisation GIE führt genau Buch über die Speicherfüllstände, die noch vor einem Monat in etwa die doppelte Gasmenge enthielten.

Muss das die Verbraucher tangieren?

Wenn die Gas-Versorgung der Haushalte bedroht ist, wird zunächst eine Frühwarnstufe ausgelöst. So ist es in dem für die ganze EU einheitlichen Verfahren geregelt. In Italien ist dies übrigens schon vorsorglich geschehen. Im europäischen Durchschnitt sind die Gasspeicher noch zu über 26 Prozent gefüllt. Aber es gibt einzelne Länder wie Belgien und Frankreich, deren Füllstände bereits die Zehn-Prozent-Marke erreicht haben.

Die heutige Situation ist nicht unnormal. In solchen Zeiten hohen Gasbedarfs lag der Beitrag der Gasspeicher zur Versorgung der Gaskunden schon oft bei über 50 Prozent. In der Tat mangelt es in Deutschland an Gasspeichern nicht. Es ist allerdings darauf zu achten, dass die Speicher vor Beginn des Winters ordentlich befüllt sind und auch am Ende der Heizperiode sollte unbedingt ein noch ausreichender Puffer zur Verfügung stehen.

Die Gasversorger kaufen den größten Teil ihrer voraussichtlich benötigten Gasmengen im Vorfeld ein, und zwar zu Börsennotierungen, die ihnen genehm sind. Insofern besteht keine Veranlassung, dass sich eine temporäre Gasverknappung unmittelbar auf den Gaspreis beim Kunden auswirkt. Zudem setzt sich der Endkundenpreis fast zur Hälfte aus mehr oder weniger konstanten Steuern, Umlagen, Abgaben und Netzentgelten zusammen.

Knappe Speicher nicht überbewerten

Deutschland bezieht sein Erdgas aus mehreren Ländern und natürlich auch aus der heimischen Gasförderung. Innerhalb Europas kann Gas sehr kurzfristig beschafft beziehungsweise verteilt werden. Insofern haben Gasspeicher eben nicht, wie manche meinen, eine strategische Funktion. Gepuffert wird mit den Gasspeichern vielmehr der Gaspreis, indem bei niedrigem Preis eingekauft und eingespeichert wird und bei hohen Preisen wird Gas aus den Speichern entnommen, um die Nachfrage zu drosseln.

Deutschland fördert immer weniger Erdöl und Erdgas

Förderung auf dem Ölfeld bei SonnenuntergangDie deutsche Erdgasförderung (vornehmlich aus den niedersächsischen Erdgasfeldern) ist im Jahre 2017 um acht Prozent zurückgefahren worden. Beim Erdöl beträgt der Rückgang sechs Prozent. Nach Angaben des Bundesverbandes Erdgas, Erdöl und Geoenergie (BVEG) wurden (2017) 2,2 Millionen Tonnen Erdöl und 7,3 Milliarden Kubikmeter Erdgas gefördert.

Dabei konzentriert sich die Erdgasförderung fast vollständig auf Niedersachsen. Beim Erdöl überwiegt mit fast 56 Prozent das Bundesland Schleswig-Holstein, während Niedersachsen zu gut 35 Prozent beiträgt. Beschäftigung finden durch diese Aktivitäten über 20.000 Menschen, die damit gemeinsam einen Gegenwert von circa 1,7 Milliarden Euro erwirtschaften.

Wie lange werden unsere Reserven noch reichen?

Gemäß den aktuellen Erkenntnissen betragen die deutschen Erdgas-Reserven knapp 60 Milliarden Kubikmeter. Die deutschen Erdölreserven werden auf weniger als 30 Millionen Tonnen geschätzt. Rein rechnerisch wäre dann in gut zehn Jahren Schluss mit lustig. Das ist aber kein Grund zur Panik. Mit immer neuen Explorationsmethoden schauen die Wissenschaftler immer tiefer und genauer in die Sedimentgesteine. Dabei werden nicht nur neue große Erdgas- und Erdölfallen entdeckt, sondern auch bislang schwer zugängliche Reserven können in Zukunft aus wenig permeablen Wirtsgesteinen herausgepresst werden (Fracking, Schiefergas). Die Entwicklung neuer, wirtschaftlicher Verfahrenstechniken führt wiederholt zur Notwendigkeit, die (pessimistischen) Einschätzungen der Reserven sprunghaft nach oben anzupassen.

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