Es hat sich mittlerweile herumgesprochen: Die Windkraftbranche steckt in der Krise. Daher liegt die Frage nahe, ob es überhaupt ernsthafte Alternativen zu den Windrädern gibt, will man die Energiewende in Deutschland noch rechtzeitig realisieren. Eine vielversprechende Zielrichtung scheinen „Floatovoltaics“ zu sein. Das Kunstwort setzt sich aus „floating“ und „photovoltaic“ zusammen und meint schwimmende Solaranlagen.
Schwimmende Solaranlagen als Retter in der Not
Es gibt sie bereits und ihre Anzahl steigt ständig an. Schwimmenden Solaranlagen stehen nahezu unendlich große Flächen zur Verfügung. Durch die Kühlung von unten sind sie sogar etwas effizienter bei der Umwandlung von Licht in elektrische Energie. Zudem vermindern sie die Verdunstung der Gewässer und das Algenwachstum. Die Solarmodule schwimmen auf den Wasseroberflächen künstlich angelegter Gewässer wie Zisternen oder Stauseen und stören daher keine natürlichen Ökosysteme. Zudem blockieren sie keine landwirtschaftlichen Flächen. Doch die Installationskosten liegen etwas höher als jene für herkömmliche Solarparks.
Floatovoltaics in Asien und Europa
Die meisten Anlagen dieser Art gibt es zurzeit in Asien, insbesondere in jenen Regionen Japans, wo die Bodenpreise besonders weit oben angesiedelt sind. Von den weltweit 70 größten schwimmenden Photovoltaik-Anlagen befinden sich 56 allein in Japan. Darüber haben wir hier bereits berichtet.
Aber auch Großbritannien mit seiner großen Bevölkerungsdichte und zugleich vielen Wasserflächen zieht jetzt nach mit der Installation schwimmender Photovoltaik-Anlagen. In Deutschland werden zurzeit die ersten Pilotanlagen in Betrieb genommen, während unsere niederländischen Nachbarn bereits Großprojekte in Angriff genommen haben. Deren größtes System wird gerade von BayWa r.e. installiert.
Bei diesem Unternehmen handelt es sich um einen „Systemintegrator“, aber nicht um einen Hersteller im eigentlichen Sinne. Doch das Unternehmen stellt hohe Ansprüche an die Anlagen, die es installieren lässt, und die heute auf dem Markt verfügbaren Floatovoltaics genügen dem nicht, sodass BayWa r.e. kurzentschlossen das Design fertiggestellt hat und die Anlagen selbst für den Verkauf produziert.
Ungenutzte Potenziale
Diese Art der neuen Solarparks wird zurzeit noch ausschließlich in Süßwasser installiert. Es ist verständlich, dass das offene Meer schwierige Bedingungen darstellt, die einen sehr hohen finanziellen Aufwand verschlingen würden. Dies betrifft insbesondere die Anlagenwartung und die Netzanbindung.
Gemäß einer Studie der „Worldbank Group“ (WBG) beträgt bei konservativer Betrachtung das Potenzial für Solaranlagen auf künstlichen Wasseroberflächen weltweit circa 400 Gigawatt. Auf Europa kommen davon mehr als 20 Gigawatt. Zum Vergleich: Das niederbayerische Kernkraftwerk Isar 2 leistet in etwa 1,4 Gigawatt.
Noch schöpft die Branche das theoretisch vorhandene Potenzial bei weitem nicht aus. Selbstverständlich liegt das wie immer am Geld, denn noch sind die Systemkosten zu hoch im Vergleich zu den aktuellen Energiepreisen. Doch das Blatt wird sich wenden, wenn die Anlagenkosten sinken und der Strompreis weiter steigt, wovon wir heute alle ausgehen müssen.
Gerade Deutschland hinkt hinterher
2016 wurde im beschaulichen Asbach-Bäumenheim die erste schwimmende Photovoltaik-Anlage Bayerns in Betrieb genommen. Es ist eine mit Wasser angefüllte Kiesgrube, in der 32 Photovoltaik-Inseln schwimmen. Auf jeder von ihnen sind zehn Solarmodule montiert. Diese Anlage produziert jährlich nahezu 90.000 Kilowattstunden elektrische Energie. Allerdings wird ein großer Teil davon in dem jetzt noch aktiven Kieswerk verbraucht. Circa 15 Prozent der elektrischen Energie werden aber ins Netz eingespeist. Am Niederrhein in Nordrhein-Westfalen folgte vor Kurzem auch noch eine andere Kiesgrube dem Beispiel.
Fazit:
Die Energiewende ist nur mit einer ausreichenden Diversität an erneuerbaren Energiequellen zu meistern. Eine davon sind die Floatovoltaics, die gewiss die Windenergieanlagen nicht ersetzen werden oder sollen, aber auf jeden Fall ein wichtiges Zubrot in puncto erneuerbare Energien darstellen. Gerade Stauseen für Wasserkraftwerke eignen sich in hervorragender Weise dafür, steht doch dort die gesamte Infrastruktur zur Netzeinspeisung gleich Spalier. Auf lange Sicht werden schwimmende Solaranlagen eine renditestarke Investition sein. Bei fallenden Kosten für die Produktion von Solarmodulen und gleichzeitig steigenden Boden- und Strompreisen ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis unsere künstlichen Gewässeroberflächen zu Floatovoltaics umfunktioniert werden.